Samstag, 22. Juli, Wien

Der Beginn unserer Reise nach Bulgarien ist nur mehr eine Woche entfernt und L. und ich treffen S. und H., um über den Verlauf der Reise zu sprechen. S. schlägt einige Bücher vor und erzählt uns etwas über die grundlegende Struktur des Unternehmens und die Bedingungen, unter denen es operiert. Er fragt uns auch, ob wir irgendwelche besonderen Interessen hätten, die vielleicht in den Zeitplan eingebaut werden könnten. „Filmstudios“, sagt L., „und Kinos“. „Monumente“, schlage ich vor. Rosen und Ruinen. Moscheen, Synagogen und Kathedralen. Archäologie. Flohmärkte. S. erzählt uns die Geschichte eines amerikanischen Filmteams, das einen Park in Sofia als Friedhof verwendete und darin Grabsteine und Gräber aus Styropor platzierte. Nachdem sie den Filmdreh beendet hatten, sparten sie sich etwas Zeit und Geld, indem sie das Set an Ort und Stelle ließen und weggingen. Er glaube nicht, dass es noch dort sei. Er erwähnt auch Quadratkilometer von Treibhäusern nahe eines Dorfes mit dem Namen Zwanichevo, wo fast alle Scheiben zerschmettert sind.

Und eine Fabrik, die Toilettenpapier produziert. Aufgrund der Qualität des Produktes, der Kosten der Produktion und der allgemeinen ökonomischen Situation erhalten viele der Arbeiter ihre Löhne nicht und nehmen ihn stattdessen in Form von Klopapierrollen entgegen. Diese werden dann von Familienmitgliedern am Straßenrand verkauft, was zur Folge hat, dass ganze Straßenzüge des Dorfes mit Klopapiertürmen besetzt sind… Aus österreichischer Sicht, wo alles so streng kontrolliert und von Regelungen umzäunt ist, sind solche Brüchen und Anomalien fast undenkbar, aber, wenn wir ihnen weiter nachgehen, sind sie oft visuelle Ausgangspunkte, um Vorgänge in einem Land zu erforschen.