Donnerstag, 3. August, Pamporovo

Heute früh statteten wir den EVN-Anlagen am Rande von Plovdiv einen Besuch ab. Verglichen mit dem, was wir bis jetzt gesehen haben, sind sie riesig. Im Erdgeschoß befinden sich Werkstätten, wo Großausrüstungen, Transformatoren, Generatoren und Ähnliches repariert werden und veraltete Gegenstände vollständig auseinandergenommen werden, um aus ihnen Ersatzteile und Schrott zu machen. Im Hof stehen Oldtimer aus der DDR, Lastwagen von irgendeinem COMECON-Tauschgeschäft, von Bürokraten aus Sofia ausgedacht. Einige Fahrzeuge scheinen vom Militär neu zugeteilt worden zu sein, aus dem kalten Kriegsdienst entlassen. Sie erinnern mich vage an die 60er-Jahre, als Armee- und Marine-Ausrüstungsüberschuss und Uniformen als billige und strapazierfähige Bekleidung für Arbeiter/innen und Student/innen angeboten wurde. Eigentlich waren sie gebraucht — die Regiments- und Rangabzeichen abgetrennt, eine ungebleichte Silhouette hinterlassend. Anders als der moderne Trend, der in Richtung Soldaten spielen als Designer-Statement geht, boten sie uns auch einen bestimmten Mehrwert: zusammen mit den langen Haaren, den bunt leuchtenden Hemden und den passenden linken Ansichten waren sie wie eine rotes Tuch, man könnte auch sagen eine rote Fahne, für jene, für die der Union Jack und John Bull nur marginal weniger heilig war als die Bibel.

Viele der Fahrzeuge sind jetzt buchstäblich ausrangiert. Später entdecken wir auf dem Parkplatz vor dem Gebäude ein riesiges schwarzes Monster, das den Anschein erweckt, als wäre es der Abkömmling eines Tanks und eines Chevys aus den 50er-Jahren, eine Nachkriegsverbrüderung, bevor sich die Konsequenzen des Kalten Krieges zur Gänze zeigten. Es stellt sich heraus, dass es das offizielle Auto des Patriarchen von Plovdiv ist, ein 1957er Volga, noch immer voll funktionstüchtig, Hochleistungs-Repräsentation.

Drinnen, wo alte Stromzähler aufbewahrt werden, die von neuen Siemens-Geräten ersetzt worden waren, hallen einzelne Schritte im Korridor wider, wo einst ein Gemurmel und Geklapper von hunderten von Arbeiter/innen, die durch die Korridore eilten, wellenartig kam und ging.