Mittwoch, 30. Mai, Kazanlak

Wir verlassen Velingrad, fahren Richtung Kazanlak und folgen eine Zeit lang dem Weg zurück nach Norden. Entlang der Straße, im Schatten der Bäume, sind viele Pilzesucher/innen unterwegs, die aus Pilzen zusammengebundene „Ketten“ tragen. Wir kommen an ganzen Roma-Familien auf Pferdekarren zu oder von ihren Sammelausflügen vorbei. An der Stelle mit dem Plastikabfall-Wirbel hat eine kleine Veränderung des Wasserspiegels die Ansammlung aufgelöst.

Am Rande von Pazardzhik bleiben wir vor einem Kaffeehaus stehen, das nicht mehr in Betrieb ist. In den 50er- und 60er-Jahren muss es ein blühendes Geschäft gewesen sein, bevor die Autobahn für den Transitverkehr in die Türkei ein paar Kilometer nördlich gebaut worden war.

Es wird jetzt als Garage und Stauraum für Baumaterial verwendet. Das alte Schild suggeriert Mittagessen. „Lasst uns ein Pectopant suchen“, sage ich, den Kopf voller exotischer Monster. Die anderen starren mich einen Moment verdutzt an, bevor sie verstehen, dass mein seltsames Wort die deutsche Aussprache eines fast nicht zu transliterierenden Restaurantschildes ist. Danach zollen wir dem Denkmal, das wir letztes Jahr besucht haben, unseren Respekt und L. filmt am Stadtrand Hochhäuser mit eigenartigen Mustern. Dann sehen wir Gebäude, die als typisch kommunistische Wohnarchitektur bezeichnet werden könnten und Roma-Familien zur Verfügung gestellt worden sind. Vor einem der Gebäude steht ein charakteristischer Wohnwagen, aber auf Blöcken, und es sieht so aus, als hätte er schon Jahrzehnte lang keine Bekanntschaft mehr mit der offenen Straße gemacht.