So wurden Botschaften ambivalent, oft aus Notwenigkeit kodiert und Interpretationen wurden angefochten. Die meisten kommunistischen Staaten hatten großes Interesse an Kultur und erzeugten damit, ironischerweise, eine Möglichkeit für weit gefächertes, fundiertes, selbst organisiertes Engagement und somit eine Domäne, sich mit umstrittenen Problemen, je nach Strategie, innerhalb oder außerhalb des Systems auseinanderzusetzen.

Dieses heruntergekommene Gebäude besaß einmal ein Theater, das später als Kino fungierte. Es gab auch Räume für andere Aktivitäten. Ich betrete es beim Bühneneingang und bekomme meinen ersten Eindruck vom Zuschauerraum.

Die meisten Stühle sind noch da, obwohl einige zu einem Durcheinander aufgehäuft sind, nicht mehr sicher in welche Richtung sie zeigen sollen. Der Konzertflügel dahinter ist auf einer Seite zusammengebrochen. Es scheint, als würde er sich im darunterliegenden Keller selbst begraben wollen. Klammern für das Bühnenlicht hängen noch immer hartnäckig an der Wand, obwohl es schon längst keine Scheinwerfer mehr gibt. Ich bewege mich vom Zuschauerraum zur Eingangshalle, wo die Kinokassa war, und entdecke einen Tisch, der aussieht als hätten ihn die rund um ihn sitzenden Menschen eben verlassen, obwohl die Zeitungsstapel darauf aus den 80er-Jahren stammen. Eine Billeteursuniform hängt noch immer an einem Haken in einem der angrenzenden Zimmer, an der Wand eine geisterhafte Gedenktafel Lenins. Unten im Keller liegen Theaterhintergründe, einer davon mit den zwei Mönchen, die das kyrillische Alphabet erfunden haben. Oben neben dem Eingang befinden sich Büros und Ausstellungsräume, die letzte Ausstellung ist noch immer zu sehen, obwohl sie von Feuer und Regen etwas beschädigt ist. Hier oben ist auch ein Eingang zum Kinobalkon. An den Wänden sind vereinzelte Graffiti zu sehen, das auffälligste scheint Vasil Levski zu beschwören, einen Helden der bulgarischen nationalistischen, revolutionären Bewegung des 19. Jahrhunderts. Er baute einige örtliche, revolutionäre Komitees auf und selbst, nachdem er fünf Jahre, bevor Bulgarien die Unabhängigkeit im Russisch-Türkischen Krieg wiedererlangte, gefangen genommen, verurteilt und von den osmanischen Behörden gehängt worden war, arbeiteten sie weiter.