Montag, 11. Juni, Sofia

Wir werden von 21 (?) Gewehrsalven für George Bush geweckt und fast zur selben Zeit von der Müllabfuhr, die die Hotelcontainer leert. Wir frühstücken spät und schalten, zurück auf unserem Zimmer, den Fernsehapparat an. Es gab eine kleine Demonstration von Kritiker/innen der Globalisierungspolitik, erfahren wir, weit weg von allen maßgeblichen Personen: George Bush habe die Nacht in der ehemaligen Todor-Shivkov-Villa in Sofia verbracht, jener Stadt, dessen Bürgermeister einst Shivkovs Bodyguard gewesen war. Den größten Teil des Tages spazieren wir dann durch das Stadtzentrum und besuchen den im Moment geschlossenen Kulturpalast.

Vor dem Park sehen wir ein nicht mehr gepflegtes, von einem Zaun umgebenes Monument, das aber nicht halb so interessant ist wie die Graffiti darauf.

Später spazieren wir durch noch einen Park und kommen zufällig am Monument für die Sowjetische Armee vorbei. Es scheint, als führte ein sowjetischer Soldat, auf einer Säule stehend, ein bulgarisches Paar in eine sozialistische Zukunft, die gekommen und gegangen ist. Das Interessante daran ist, dass die sowjetische Armee niemals in Bulgarien war und auch hier keine Truppen stationiert hatte. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass die Stadtverwaltung es entfernen wollte, aber wegen der hohen Kosten davon Abstand nahm. Kurz darauf erreichen wir das Hotel, holen unser Gepäck und fahren Richtung Flughafen, dank B.s Vater auf einem Schleichweg, und vermeiden so die Straßensperren und den Stau von George Bushs Schallgeschwindigkeitsabreise.