Ich vermute aber, dass bestimmte Elemente nur allzu konstant geblieben sind. Das bedeutet, dass die Entscheidung, ein Mitglied der EU zu werden, eine politische Verpflichtung und eine radikale Neuorientierung mit Langzeitauswirkungen ist, nicht zuletzt, um dem Druck der Einhaltung des Verhaltenskodexes gegenüber Minderheiten zu entsprechen.

Andererseits scheint die Entscheidung, Kampftruppen als Teil der USA-„Allianz“ in den Irak zu schicken und dann die Mission auf ein Drittel ihrer Größe zu verkleinern und sie als nicht kämpfende Unterstützung zu bezeichnen, eine gemischte Botschaft an Russland und die USA zu enthalten, sowie vielleicht auch an die EU. Und das spricht eine Sprache, die nicht nur von der Innenpolitik abhängig ist.

Letzte Nacht habe ich ein bisschen mehr als das erste Kapitel in Todorovas Buch gelesen und versuche noch immer mit den Komplexitäten der verschiedenen Bestrebungen zurechtzukommen, Saids Erklärungen des Orientalismus auf den Balkan oder genauer gesagt auf den Balkanismus anzuwenden. So wie ich es verstehe, bezieht sich das zentrale Postulat des Orientalismus auf die Tatsache, dass die Sicht des Westens auf den Orient ein westliches, kulturelles Konstrukt ist, das auf kolonialer Macht gründet, von einer akademischen Disziplin mit einer langen Geschichte ausformuliert und unterstützt. Das bedeutet, dass es nicht um ein geographisches Gebiet geht, sondern um ein imaginäres Territorium. Innerhalb dieser konstruierten Domäne wurden den Menschen, Kulturen und politischen Strukturen bestimmte Eigenschaften und Haltungen zugeschrieben – wie ungezügelt vs. kontrollierte Sinnlichkeit, Irrationalität vs. Rationalität, Grausamkeit vs. gerechtfertigte Bestrafung, undiszipliniert vs. diszipliniert, despotisch vs. freiheitsliebend und so weiter bis hin zu simplen rassistischen Verunglimpfungen — die, wie man allgemein annimmt, im imaginierten Orient zu finden sind. Das kennzeichnet ihn als etwas wesentlich anderes als den Okzident. Diese Zuschreibung der Andersheit ist ebenfalls ein Teil der westlichen Identität geworden, entweder durch Implikation oder durch Behauptung. Mit anderen Worten, wir haben es mit dem zu tun, was Said „Systeme der Repräsentation“ nennt, und nicht mit „objektivem“ Wissen.
Todorova ficht die Versuche einiger Schriftsteller/innen an, die das orientalistische Modell direkt auf das Phänomen des Balkanismus wie mit einer Art Transparentfolie übertragen wollen, und meint, das sei aus einigen Gründen unangebracht, einschließlich der Tatsache, dass das Gebiet niemals im westeuropäischen Sinn kolonisiert war. Allenfalls war es dem Osmanischen Reich oder den Habsburgern unterworfen, die beide mehr mit dem römischen Reich gemeinsam hatten als mit den britischen oder französischen Ausdehnungen der territorialen, kolonialen Macht.

Der andere Aspekt des Themas betrifft die akademische Wissenschaft. Während die Tradition, über den Orient zu schreiben, bis ins 18. Jahrhundert zurückgeht, ergab gestern eine Amazon-Google-Suche nach Büchern, die sich generell mit dem Balkan und im Speziellen mit Bulgarien befassen, eine Menge Reiseführer und eine Fülle von allgemeinen Arbeiten über die „gegenwärtigen“ Balkankrisen, Krieg und Revolution, je nach Aktualität, zum Zeitpunkt ihres Erscheinens. Unruhen und Krieg als definierendes Element des Balkanismus werden erwartet, der „Balkan-Mentalität“ zugeschrieben oder einem unehrlichen Stück politischer Intrige, die auf mysteriöse Weise an das Unerklärliche grenzt (für Außenseiter zumindest).