Nach fast einer halben Stunde lässt der Regen etwas nach und wir schaffen es, ein Taxi, das den Vitoscha-Kanal herunterkommt, heranzuwinken. Der Fahrer schätzt die Situation wie ein echter Profi ein und fährt auf den überfluteten Bürgersteig auf. Das bedeutet, wir müssen nur zwei Schritte machen um die Tür, die er aufgeworfen hat, zu erreichen. Der Sturm braucht eine Weile, bis er vorübergezogen ist, und wir sind schon seit einigen Stunden zurück im Hotel, als der Himmel heller wird. Die Sonne scheint nicht mehr, sie geht langsam unter, wie die Spitze einer Zigarette, die gleich in einer mit Wasser gefüllten Untertasse ausgedämpft werden wird.
Ich verbringe die nächsten paar Stunden mit Surfen. Es gibt so viele Informationen im Web und so viele Eindrücke, dass das geistige Bild des Terrains, das ich abdecken muss, wie ein Stück Graffiti aussieht, das ich auf der Straße, die vom Hinterteil des Pferdes des Zaren wegführt, entdeckt habe…

Während ich Todorova lese, denke ich über ihre Theorie nach, die, als ein analytisches Werkzeug, Andersons Imagined Communities spiegelt. Außen-/Innenperspektiven. Andersons Grundgedanke ist, dass die Nation eine imaginierte Gemeinschaft ist. Sie ist imaginär, weil die meisten ihrer Mitglieder niemals mehr als einen Bruchteil der anderen Mitglieder kennen werden und sich trotzdem mit allen verbunden fühlen. Mit der Idee der Nationalstaaten begann es im 19. Jahrhundert ernst zu werden, gleichzeitig mit dem Fortschreiten der Aufklärung und der Zerstörung oder Einschränkung göttlich geordneter dynastischer Systeme. Also versuchte die imaginierte Nation den Nationalstaat zu entwickeln und innerhalb dessen konstruierte und setzte sie Regeln für seine Zugehörigkeit durch. Es ist daher eine imaginierte Gemeinschaft innerhalb eines definierten, wenn gleich nicht unveränderbaren Territoriums.