Im Gebäude erlaubt uns eine vorbeikommende Angestellte, dass wir uns umsehen, und erzählt, dass die Kirche mit 100 Dudelsackpfeifern eröffnet worden war. Ich fühle mich plötzlich ganz zuhause, obwohl nur wenige neue Kirchen in Schottland eröffnet werden, außer als Reinkarnation von Supermärkten, Büros, privaten Wohnsitzen usw. Tatsächlich ist die erste Google-Meldung unter „neue Kirchen Schottland“, ein nostalgischer Eintrag aus einer Zeitung von 1906 über eine Kirche, die ihr altes Gebäude an eine Eisenbahngesellschaft verkauft hatte, ein größeres in Auftrag gab und dabei  25% des Kaufpreises einsparte. Statt der 450 Personen konnte sie jetzt Platz für 1000 bieten. (Sie ist noch immer dort.)

Es ist heiß, aber ein Wind bläst durch das Tal und nach dem Besuch im Planetarium spazieren wir  jetzt um es herum. Ein provisorisches Metalltor öffnet und schließt sich von allein.

Unten am Fluss sehen wir eine dieser eleganten, gewölbten Steinbrücken, eine gewöhnliche Version der Brücke bei Mostar und verwandt mit den niedrigen Steinbrücken, die von der englischen Armee im Anschluss an die Stuart-Rebellion von 1745 über die Flüsse im schottischen Hochland gebaut worden waren, um eine schnellere Fortbewegung über das Territorium zu ermöglichen und die Kontrolle über die rebellischen Hochlandbewohner/innen zu etablieren.

Dann fahren wir in die Berge zurück in Richtung Devin, erreichen das Tal von  Shirokolashka bei Stoykite und weiter bis nach Shiroko Laka, in dem es viele Häuser aus der Nationalen Wiedergeburtsperiode gibt (was sich hauptsächlich auf die Zeit zwischen 1820-1878 zu beziehen scheint). Aus einem davon wurde ein Museum. Das Interessanteste an kleinen Museen wie diesem ist das Gefühl, das man für den Wohnraum der Menschen bekommt, was die Architektur von einem modernen Körper verlangt, im Vergleich zu einem von vor etwa 120 Jahren.

Hinweise auf kleinere Menschen, die mehr darauf bedacht waren, die Außenwelt (Hitze, Kälte und Politik) auf einer Seite der Wände zu halten und Freunde, Wärme und politische Geheimnisse auf der anderen.

Danach fahren wir Richtung Devin zur Orpheushöhle bei Yagodina. Eine der einfachen, aber aufschlussreichen Dinge, die wir gehört haben, ist die Aussage: „… und Orpheus war auch ein Bulgare.“ Oberflächlich gesehen ist das eine ziemlich direkte Behauptung, aber die Implikationen sind mannigfaltig. Ein Aspekt davon ist, dass Orpheus aus den „griechischen“ Mythen in ein eher unbeständiges Territorium verschoben wird, eines, das nicht nur die Beziehungen der älteren ethnischen Gruppen des Balkans zueinander betrifft, sondern auch für die Destabilisierung der westeuropäischen Konstruktion von Griechenland von Bedeutung ist. Einer Version der Legende zufolge war Orpheus ein thrakischer Prinz und ein Teil des historischen Thrakiens ist jetzt Bulgarien, daher… Andererseits beklagt Griechenland die Usurpation eines „seiner“ Helden. Es gibt einige interessante Probleme hier. An erster und eigentlich zentraler Stelle steht nicht so sehr die Frage der historischen Genauigkeit der Aussage, sondern der Verkaufswert des vermarktbaren „Orpheus-Labels“ in der Kulturerbe- und Tourismusbranche.