Tatsächlich aber erinnert sie an ein Ereignis, das im 13. Jahrhundert stattfand, als Bulgarien regelmäßig von Tartaren und mongolischen Reitern überrannt wurde und der bulgarische Zar Constantine nicht im Stande war für Schutz zu sorgen. Im Jahre 1278 schlossen sich einige Bauern zusammen, um sich zu verteidigen und gerieten unter den Einfluss von Ivailo, der eine Armee aus einigen tausend Männern formierte. Der Aufstand gegen den Zaren hatte Erfolg, er tötete ihn im Kampf, nahm die Krone an sich und heiratete seine Witwe, was seinem Tun ein gewisses Maß an Legitimität verlieh. In den nächsten zwei Jahren wurde die Unterstützung für ihn geringer und der männliche, rechtmäßige Thronfolger sowie der byzantinische Kaiser begannen Druck auf Ivailo auszuüben.

Dieser wandte sich um Unterstützung an den mongolischen Khan und kannte seine Oberherrschaft an. Zuerst wurde dem Ersuchen stattgegeben, dann ließ der Khan ihn ermorden. Der Grund für ein Monument dieser Größe für einen Führer, der nicht mehr als drei oder vier Jahre regierte, ist, dass marxistische Historiker/innen in ihm den ersten erfolgreichen Bauernführer der Geschichte sahen.

Zheravna liegt auf einem bewaldeten Hang und besteht fast ausschließlich aus Häusern mit einem steinernen Unterbau von etwas über zwei Metern Höhe und einem hölzernen Oberbau. Die gepflasterten und die unasphaltierten Straßen, die sich die steilen Hänge hinauf- und hinunterschlängeln, sind von kopfhohen Steinmauern begrenzt. Wir machen unseren Abendspaziergang, nachdem wir in der Nähe der St.-Nicholas-Kirche in einem ruhigen Gästehaus eingecheckt haben. Der Verkehr ist spärlich und langsam, nur zwei Traktoren und ein altes, russisch aussehendes Motorrad.

Wir kommen zu einem Stück offenem Gelände, in der Mitte befindet sich der Dorfbrunnen, und während wir da sitzen, die untergehende Sonne betrachten und vorbeikommende Menschen grüßen, kommt eine riesige Herde Ziegen den Hügel herauf, durch Glockengebimmel angekündigt. Das erklärt, warum sich um diese Zeit einige Menschen hier treffen. Die Herde teilt sich von selbst in kleinere Herden, die dann nach links, rechts, hinauf, hinunter und geradeaus gehen. Alles funktioniert automatisch, ein tägliches Ritual, bei dem die Tiere ihre Rolle so gut kennen, dass es wie eine Zirkusnummer wirkt oder wie eine einfache Zellteilung.