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Es stellt sich heraus, dass Kotel eine kleine Stadt ist, in der es hauptsächlich Holzhäuser gibt. Der Name hatte etwas Vertrautes an sich und gab mir aber zugleich auch ein Gefühl von Desorientierung. Aus irgendeinem Grund musste ich an eine Fotografie denken, die an meiner Schlafzimmerwand hängt. Darauf ist der Graf Zeppelin zu sehen, der über Jerusalem schwebt, hinter dem goldenen Dom der Al-Aqsa Moschee (obwohl das Foto schwarz-weiß ist), etwas weiter rechts. Es ist das Jahr 1931 und die Motoren wurden aus Respekt (laut Kapitän für die heilige Grabstätte) abgeschaltet. Die Recherche im Netz hat ergeben, dass im Namen Kotel das hebräische Wort für die Klagemauer widerhallt, was meine Assoziationskette erklärt.

Doch die Minderheit mit der stärksten Präsenz hier ist nicht jüdisch, sondern es sind die Roma, die den Ruf haben größtenteils Musiker/innen zu sein. Die Stadt erlangte unter der osmanischen Herrschaft auf Grund des speziellen Status von Steuerfreiheit, die den Ansiedlungen, die die osmanische Armee belieferte (in diesem Fall mit Wollstoffen), verliehen wurde, große Bedeutung. Auch hat das Weben von Teppichen hier eine lange Geschichte und der Wohlstand (und die Sicherheit) befruchteten andere Künste (wie Musik) und schafften eine Basis für eine, für diese Zeit eigenständige Art des politischen Denkens.

Wir besuchen das Ethnologische und ein Teppichmuseum und L. filmt eine Kelim- und Ikonenversion ihres Synagogen- und Yellow Brick Road-Stückes.

 

Das nächste Reiseziel ist das kleine historische Dorf Zheravna, was heißt, dass wir nochmals die Straße nach Süden zurückfahren müssen, bevor wir eine Nebenstraße Richtung Westen nehmen können. Es ist ein hügeliges Gebiet und wir kommen auf unserem Weg an einer riesigen, auf einem der Hügel stehenden Statue vorbei, die aussieht als wäre sie aus dem zweiten Teil der „Herr der Ringe“-Trilogie.