Wir gehen in der Stadt in ein kleines Geschäft mit zwei Tischen, um etwas zu trinken. Die Sonne brennt vom Himmel, die Straßen sind verlassen. Als wir eintreten, werden eben ein Rom und seine kleine Tochter bedient. Sofort sagt die Ladenbesitzerin etwas zu ihnen und sie treten zur Seite. Es ist etwas so „Natürliches“ in ihrem Verhalten, dass die unausgesprochenen Konsequenzen doppelt schockierend sind und in starkem Kontrast dazu stehen, wie wir einige Zeit später im Roma-Bezirk des Dorfes Maglizh empfangen werden. Wir bleiben am Eingang des Ortes stehen, um nach dem Weg zu fragen. Ich finde noch ein Stück Schallplatte neben der Straße. B. hat Kinderkleidung, die ihren eigenen Kindern nicht mehr passt, mitgebracht und unsere Gastgeber/innen, die Familie, die wir am Weg nach Hause vom Rosenpflücken kennen gelernt haben, organisiert schnell und effizient die Verteilung der unterschiedlichen Kleidungsstücke unter den verschiedenen Familien.

Währenddessen hat sich die Nachricht von unserer Ankunft herumgesprochen und alle, die beim Rosenpflücken dabei waren, kommen, um sich je einen Abzug von L.s Foto zu holen. Es ist so viel los in dem kleinen Hof vor dem Haus, so viele Kommentare schwirren durch die Luft, Ausgelassenheit unter den Jugendlichen, Unterhaltungen zwischen den Frauen, dass ich das Fehlen einer gemeinsamen Sprache sehr stark empfinde.

Wir sitzen um einen Tisch und B. übersetzt so gut sie kann. Man erzählt uns, dass die Hauptstraße, die man von hier aus sehen kann und die nicht weiter als 50 Meter entfernt ist, zunehmend von immer schneller und schneller fahrenden Fahrzeugen befahren wird. Eine fehlende Absperrung zwischen der Straße und der Siedlung hatte zum Tod eines sechsjährigen Jungen geführt, der dem Straßenrand zu nahe gekommen war. Obwohl der Gemeinderat seit Jahren versprochen hatte, etwas dagegen zu unternehmen, ist dieses Versprechen niemals in die Tat umgesetzt worden. Und was die Arbeit betrifft, ist die Situation sehr schwierig, obwohl man in der Saison, nach der Rosenernte, manchmal Maulbeeren und Lavendel pflücken kann, für 10 Cent pro Kilo.