Als Erstes steige ich in die geräumige, aber dunkle Eingangshalle hinunter. Gegenüber befindet sich die Zwillingsschwester der Treppe, auf der ich gerade heruntergekommen bin. Ich gehe hinauf. In der Dunkelheit bleibe ich dicht an der Wand und spüre die dekorativ gestaltete Oberfläche unter meinen Handflächen und unter meinen Füßen, eine glitschige Mischung aus Mauer, Schmutz und den Überresten eines roten Materials, das einmal die Unterseite des Treppenaufganges bedeckt haben könnte. Mir wird plötzlich klar, dass ich mich nicht mehr in einem Gang befinde, sondern in das Äquivalent einer Kathedrale einer vergangenen Kultur hinaufsteige. Einige der Deckenplatten sind auf den Boden gefallen und enthüllen das Skelett der Substruktur. Manche sind noch halb befestigt und schwanken und klappern im Wind. Die äußere Schicht des Daches ist an Stellen durchbrochen und lässt ein wenig Licht vom grauen und schnell finster werdenden Himmel herein. Am Scheitelpunkt des Doms wurde das symbolische Hammer-und-Sichel-Emblem in Rot und Gold anscheinend verschont, eine vorübergehende Laune der Geschichte. Ich bin von der Größe überwältigt und kann mir vorstellen, wie es gewesen sein muss, in ein Pharaonengrab hinabzusteigen, selbst wenn Grabräuber alles außer den Wandmalereien mitgenommen hätten. Wie auch immer, dieses Monument, dieses Amphitheater, in dem ich herumgehe, wurde eröffnet, geschlossen und ausrangiert, alles im Verlauf einer Dekade. Überall sind Mosaike zu sehen, die sich auf den nationalen und internationalen Kommunismus beziehen. Einige Gesichter sind fast zur Gänze verunstaltet und leben nur als geisterhafte Umrisse weiter. Andere zerbröckeln lediglich. Entlang der Wände befinden sich Mosaiksteine aus mit Kupfer- oder Goldpapier kaschiertem Glas. Nach zwei missglückten Versuchen Hammer und Sichel zu fotografieren, stelle ich mich genau darunter, strecke meine Arme nach oben und drücken auf den Auslöser.

Das Blitzlicht erhellt das Emblem etwas. Plötzlich wird mir die Zeit wieder bewusst, meine Uhr sagt, dass wir noch 20 Minuten Zeit haben, bis der Schranken auf der Straße geschlossen wird, falls er noch in Betrieb ist.

Draußen bläst noch immer der Wind, der Regen ist sogar stärker geworden. Ich renne die zwei Meter breite Außentreppe hinunter und wir schaffen es noch vor der angegebenen Schließungszeit zum Schranken. Ich zeige den anderen die Fotos und es gibt den einstimmigen Beschluss wieder zu kommen, wenn das Wetter besser ist und wir mehr Zeit haben.