Das Wort „vielschichtig“ gilt im Zusammenhang mit der Malerei Peter Doigs im wörtlichen Sinn. Die Fotos, Zeitungsbilder oder Filmszenen, die Vorlagen der Bilder sind, dienen als Einstieg in andere Realitätszustände. In einem Prozess kontinuierlicher Überarbeitungen entfernen sich Doigs großformatige Gemälde immer mehr von ihrem Ausgangspunkt; Figuren und Dinge tauchen auf und verschwinden. Eine intensive, oft bis ins Halluzinatorische reichende Farbpalette betont das Antinaturalistische und Mysteriöse, die illusionistischen Effekte des Impressionismus werden reaktiviert. Oft ist auch auf die Affinität von Doigs Bildern zur Hyperrealität und Suggestivität von Kinobildern hingewiesen worden.

Auf dem langen Weg zum endgültigen Bild gibt es Zwischenstufen und Zwischenbilder. Die drei „schnellen“ Kleinformate in der evn sammlung sind skizzenhafte Nahaufnahmen aus dem Kontext riesiger Bilder. Orange Sunshine entstand im Zusammenhang mit einer Winterlandschaft, die auf einem Foto in einem Snowboardmagazin basiert. Der in Kanada aufgewachsene Maler war selbst begeisterter Freestyler und hat mehrmals die Subkultur der Snowboarder zu einem Thema der Kunst gemacht. So schemenhaft das Gruppenbild auch sein mag: Die Komposition ist fein ausbalanciert, die leuchtenden Farben künden von cooler Vitalität.

Wolfgang Kos, 2005