Die kleinformatige Arbeit – eigens für die Ausstellung Ulysses im Atelier Augarten 2004 in Wien entstanden – ist typisch für die Arbeitsweise der Künstlerin.

Auf grobfasrigem, tonigem Papier prangt mittig in Versalien gesetzt der Titel von James Joyces Jahrhundertroman. Eine unruhige, zackige Linie verbindet die beiden Seitenränder des Blattes und lässt eine topografische Situation entstehen. Doch es ist unklar, welcher Art die Landschaft ist: Wird damit ein Ufer angedeutet oder Leopold Blooms und Stephen Dedalus’ Weg durch Dublin? Handelt es sich um die griechische Küste des antiken Helden oder um die irische?

Aufschluss gibt der Titel der Komposition: Thinking of U from the Eastern Coast wird sie von Koo Jeong-a doppeldeutig benannt. An Dublins Ostküste befindet sich jener berühmte Martello-Turm, den Stephen Dedalus im Ulysses bewohnt. Die Ambivalenz des Titels erlaubt aber auch eine andere Interpretation. Koo Jeong-a – zum Zeitpunkt der Entstehung der Arbeit befindet sie sich in New York – lässt über den Atlantik hinweg ihre Gedanken wandern; ob sie dabei an eine Person oder doch an Joyces berühmten Roman denkt, bleibt durch die Möglichkeit der phonetischen Artikulation des Buchstabens U offen.