Der Abguss eines Helms gehört zu einer Folge von Skulpturen, denen Objekte des indischen Alltags zugrunde liegen. Gupta nennt sie „Monumente des Gewöhnlichen“, die „die Hoffnungen, Träume und Mühen des Lebens im heutigen Indien darstellen“.

Entstanden ist der Helm im Zusammenhang mit dem Projekt This side is the other side. Thema war die Kollision zwischen Großstadt und Dorf. Gupta spricht von einer „Kannibalisierung des Traditionellen durch das Zeitgenössische“. In der heutigen urbanen Landschaft sind die Milchhändler und Speisenauslieferer nicht mehr mit dem Fahrrad unterwegs, sondern mit dem Motorroller. Aber wie früher balancieren sie dieselben Kannen mit denselben Speisen durch die verstopften Straßen einer indischen Megacity. Der Helm symbolisiert die Kompetenz urbaner Profis, aber auch deren Sehnsucht nach einer glänzenderen Welt.

Andere Skulpturen des Zyklus, jeweils in Aluminium oder Bronze gegossen, zeigen in realer Größe einen Roller mit Milchkannen, ein Auto der indischen Marke Ambassador, auf dessen Dach Koffer und Säcke festgezurrt sind, oder Bambusstäbe, wie sie in Indien für nur scheinbar fragile Baugerüste verwendet werden.

Subodh Gupta gehört zur immer größeren Gruppe von indischen Künstlern, die sich als Weltbürger verstehen, aber nicht auf die Auseinandersetzung mit den sozialen Transformationsprozessen ihres Landes verzichten wollen – also mit Migration, peripheren Arbeitsverhältnissen und Entfremdung. Begonnen hat Gupta, der aus Bihar stammt, einem Bundesstaat mit extremer Armut, und heute in einem Wohnhochhaus am Rand von Neu-Delhi lebt, mit Theaterprojekten und Performances. Er arbeitet auch mit Video und Fotografie.

Wolfgang Kos, 2005