In Sophie Nys‘ Kunst spielt historische Recherche eine wichtige Rolle. Sie stellt aktuelle Verbindungen zu Orten oder historischen Ereignissen her und schlägt so in ihren Werken eine Brücke zwischen Vergangenheit, Kunst und Gegenwart. Dabei arbeitet sie mit einer Vielzahl von Medien und stets auch mit einer Portion Humor und Leichtigkeit.

Für Die Hütte besucht sie über einen längeren Zeitraum das berühmte Sommerhaus der Familie Heidegger im Schwarzwald. Immer wieder versuchte sie sich dem öffentlich nicht zugänglichen Gebäude anzunähern. Hier schrieb Martin Heidegger sein frühes Hauptwerk Sein und Zeit. Heute liegt die Hütte am touristisch vermarkteten „Martin Heidegger-Panorama-Rundweg“, eine Huldigung wie eine späte ironische Rache der Gesellschaft an dem berühmten Philosophen, der Dasein und Existenz untersuchte und doch 1933 der NSDAP beitrat. Auch Sophie Nys greift diesen Widerspruch auf. Das Voice-over ihres Films bilden Zitate aus Thomas Bernhards Alte Meister (1985). Bernhard sagt von Heidegger, in seinem „verlogenen Blockhaus“ sei er der „Pantoffel- und Schlafhaubenphilosoph der Deutschen“. Voralpenkitsch, vermeintliche Gemütlichkeit, die Ambivalenz der Nachkriegsgeneration, und vor allem die Person Heidegger – Bernhard rechnet mit allem ab. Die Mixtur von antihierarchischem Bildmaterial und wortgewaltiger Attacke nimmt die Betrachterin, den Betrachter ein. Sophie Nys kombiniert und dechiffriert und klärt auf, ohne zu belehren.

Brigitte Huck, 2019