Die beiden Objekte von Kerstin von Gabain evozieren auf den ersten Blick altmodische oder gar romantische Häuslichkeit. Der kleine Eisenofen mit charakteristischem Rohr könnte aus einer bäuerlichen Hütte, der gemauert wirkende offene Kamin aus dem Einfamilienhaustraum der 1960er Jahre stammen. Tatsächlich täuscht uns hier unsere Sehgewohnheit und wir verschätzen uns in Dimension und Materialität: Die Objekte sind aus Karton und im Vergleich zu ihren „echten“ Cousins deutlich verkleinert. Sie sind aus leichter Materie recht simpel zusammengebaut und wirken doch nach robuster Hardware.

Die Künstlerin, die zur Motivfindung auch gerne einmal Künstliche Intelligenz einsetzt, spielt hier mit einfachen geometrischen Formen (Zylinder, Quader) und schafft so aus malerischen Abstraktionen konkrete, sofort zuordenbare „reale“ Objekte. Die (Augen-)Täuschung, der die Betrachtenden erliegen, ist ein uraltes Motiv, ganz wie ein zweiter Dauerbrenner aus der Kunstgeschichte: die Mimesis oder Nachahmung. Inga Charlotte Thiele weist uns in einem Text über die Kunstwerke von Kerstin von Gabain darauf hin, dass die Wahrnehmung nachgeahmter Objekte auch immer mit den Erfahrungen und Gefühlen der Betrachtenden zu tun hat (https://artviewer.org/kerstin-von-gabain-at-exile-2/). Man steckt in einer Art Endlosschleife von Beobachten und Zuordnen fest. Kleine Eingriffe, etwa das Verschieben der gewöhnten Größen, können dann auch  Unbehagen oder unheimliche Gedanken auslösen.

Indem eine der „Kaminwände“ lila bemalt ist, beleuchtet sie giftig wirkend die Wand dahinter. Ein minimales Öffnen des Ofentürchens kann da schon mulmige Gefühle bewirken. Bedeutungsverschiebungen erfährt aber nicht nur das Erscheinungsbild dieser Objekte, sondern auch die von ihnen mit verhandelte gesellschaftlichen Ebenen. Je nach Sozialisierung, Beruf oder geopolitischem Background: Das Bild fossiler Energie mag für die einen noch heimelig oder als notwendiger Kälteschutz wirken, für die anderen ist sie bereits ein Zeugnis vergangener Zeiten und steht für den unbekümmerten Umgang mit Ressourcen, der wahlweise mahnend oder bedrohlich erscheint.

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